Tetrabase

 
 
 

Menschen, die wie wir an die Physik glauben, wissen, dass der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur eine besonders hartnäckige Illusion ist.
Albert Einstein

Befürworter von Zeitreisen vertreten die Auffassung, dass sich aus Einsteins Gleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie bestimmte Formen von Zeitreisen ableiten lassen. Was sie allerdings auch zugeben, ist die Tatsache, dass die Energien, die man braucht, um die Zeit zu einem Kreis zu krümmen, so groß sind, dass Einsteins Gleichungen hier ihren Dienst versagen. In der physikalischen Region, wo Zeitreisen zur ernsthaften Möglichkeit werden, gibt die allgemeine Relativitätstheorie ihren Dienst auf.
An diesem Punkt springt die Hyperraumtheorie ein. Da Quantentheorie und Einsteins Gravitationstheorie im zehndimensionalen Raum vereint sind, lässt dies hoffen, dass sich die Frage der Zeitreisen von der Hyperraumtheorie eindeutig beantworten lässt. Es ist nun die Frage, was erklärt werden soll in der wenigen Zeit, die mir für meine Abhandlung noch bleibt. Für die Beispiele, wie solche Zeitreisen, wenn wir denn einmal fähig sind sie zu unternehmen, vonstatten gehen, und warum sie dies nur so und nicht anders tun können, bräuchte ich, glaube ich, noch mal so viel Zeit. So gesehen, wäre es auf jeden Fall für den fehlbesetzten Mark Wahlberg als Darsteller des Käpt´n Davis in Tim Burtons Remake von „Planet of the Apes“ weitaus besser gewesen, er hätte sich mit diesem Thema beschäftigt. Dann wäre er nämlich am Ende des Filmes ganz sicher nicht dem Trugschluss erlegen, er könne einfach in die Vergangenheit zurück reisen und den Verlauf der Geschichte nachträglich verändern. Nur so viel, für Käpt´n Davis und alle anderen gilt:

Geschichte ist nicht manipulierbar!

to top
to top

Man kann theoretisch in der Zeit zurückreisen (wir zwar noch nicht, aber was nicht ist, kann ja bald werden) Aber auch, wenn man meint, mit dem Fällen einer anderen Entscheidung, könne man in das Geschehen eingreifen, wird sich am Ergebnis doch nichts ändern. Ich möchte zu diesem Punkt noch einen weiteren Film empfehlen, in dem dieses Thema ganz hervorragend umgesetzt wird: In „Im Auftrag des Teufels“ spielt Keanu Reeves einen Rechtsanwalt, der tierische Probleme bekommt, weil er seine Seele dem Teufel verkauft. Der Film ist so aufgestrippt, dass der Zuschauer den Eindruck bekommt (Herr Reeves natürlich auch), alles hänge an der Anfangsszene, die den Ausschlag für alle folgenden Geschehnisse gegeben hätte. In dieser Szene gewinnt er einen Prozess und danach folgt der Rest. Die Handlung entwickelt sich, eskaliert und zum Schluss sieht Keanu Reeves ziemlich blöd aus. Er hat alles verloren, samt Seele. An Al Pacino, der bravourös die Rolle des Teufels höchstpersönlich spielt. Da Reeves zum Ende hin noch einen Geistesblitz bekommt und eine Möglichkeit findet, sich Pacino vom Hals zu schaffen, oder vielleicht, weil der Teufel selbst einen Hang zur Witzigkeit hat (wer weiß?) bekommt er noch mal eine Chance. – Szenenwechsel – Wir sind wieder am Anfang des Filmes. Reeves meint nun, er ist besonders clever, verliert den Prozess und die Handlung nimmt erst mal einen anderen Verlauf. Doch die überraschende Quintessenz ist die: Dem Teufel ist es egal auf welche Weise ihm die armen Seelen in die Falle gehen, Hauptsache es passiert! Und das wird es. Denn die Weltlinie von Reeves in diesem Fall läuft nun einmal darauf hinaus, dass er seine verdammte Seele dem Teufel verkauft. Also wird es dazu kommen, auch wenn er sich in hundert neuen Chancen noch hundert mal anders entscheiden würde. Klar soweit?

Befassen wir uns jetzt also damit, wie derartige Krümmungen und Brechungen der Raumzeit überhaupt möglich sind. Dazu fangen wir wieder mal ganz am Anfang an. Wie kommt es überhaupt, dass unser Universum so ist, wie es ist? Durch den Urknall, schon klar, aber warum hat es eigentlich geknallt? Diese Frage hat mich schon als Kind beschäftigt und konnte definitiv nicht von einschlägigen Sendungen wie zum Beispiel „Abenteuer Forschung“ beantwortet werden. Die Hyperraumtheorie könnte das Geheimnis lüften, welches unser Universum umgibt. Durch die Einführung höherer Dimensionen erscheint es auf einmal gar nicht mehr so unwahrscheinlich, der Schöpfung ihre Geheimnisse zu entlocken. Zunächst mal die Fakten: Nach der Hyperraumtheorie war der Kosmos vor dem Urknall ein zehndimensionales Universum. Eine vollkommene, symmetrische Welt, in der interdimensionale Reisen möglich waren. Doch die zehndimensionale Welt war instabil und „zersprang“ in ein vier- und ein sechsdimensionales Universum. Durch diese kosmische Katastrophe, kam es zum berühmten Urknall, nachdem sich unser vierdimensionales Universum explosionsartig auszudehnen begann, während sich unser sechsdimensionales Zwillingsuniversum heftig zusammen zog, bis es zu unendlicher Winzigkeit geschrumpft war. Wenn diese Theorie stimmt, beweist sie, dass die rasche Expansion unseres Universums nur das relativ geringfügige Nachbeben eines viel heftigeren Ereignisses war – dem Auseinanderbrechen von Raum und Zeit selbst. Das heißt, die Energie, die unser Universum auseinander treiben lässt, kommt aus dem Kollaps der zehndimensionalen Raumzeit. Hätte Silke schon in „Abenteuer Forschung“ von dieser Theorie gehört, hätte sie sich als nächstes gefragt, wieso denn nun das wunderbare zehndimensionale Universum eigentlich zerbrochen ist, wenn es doch ach so vollkommen und symmetrisch war... Für die Physiker ist das ja so was wie der heilige Gral: Schönheit und Symmetrie! Gott sei Dank gibt uns die Hyperraumtheorie darauf eine Antwort.

to top
to top

In diesem Zusammenhang scheint es mir angebracht, jetzt noch mal zu der Frage zurück zu kehren, warum es sich denn nun um genau zehn Dimensionen handeln soll. Es könnten doch genau so gut auch sechs oder neun oder unendlich viele sein, oder nicht? Nun das ist eines der größten Geheimnisse der Superstringtheorie. Dass die Theorie nicht in der Lage ist, die bekannten physikalischen Gesetze in drei Dimensionen zu vereinheitlichen, wissen wir ja inzwischen. (Gepardenkäfig!) Wenn wir nun berechnen wie sich die Strings im n-dimensionalen Raum teilen und umbilden, tauchen ständig sinnlose Terme auf, die die wunderbaren Eigenschaften der Theorie vernichten. Glücklicherweise sind diese unerwünschten Terme immer mit dem Faktor n – 10 multipliziert. Wenn wir „n“ nun auf zehn festlegen, verschwinden diese Anomalitäten. Wie schön! Tatsächlich ist die Stringtheorie bisher die einzige Quantentheorie, die für die Raumzeit ausdrücklich eine bestimmte Dimensionenzahl verlangt. Warum es nun aber ausgerechnet zehn sind, können sich die Stringtheoretiker bisher auch nicht erklären. Die Antwort darauf liegt tief in der Mathematik verborgen, auf einem Gebiet, welches wir Modulfunktionen nennen. Also bitte, fragt mich nicht weiter, denn wenn ich Euch diese Frage beantworten könnte, würde ich solche Bücher nicht lesen sondern schreiben…
Um zu begreifen, wie es zu dem Symmetriebruch kommen konnte - nein kommen musste, gibt uns der Autor hierfür wieder mal ein sehr schönes Beispiel aus der uns bekannten Welt. Wir stellen uns vor, wir versuchen ein Spannbettlaken über eine etwas zu groß geratene Matratze zu ziehen. Dies mag uns vorerst gelingen. Durch den starken Zug, spannt sich das Laken sogar besonders glatt über das Bett und wir betrachten es stolz. Unser Werk besitzt einen hohen Grad an Symmetrie. Wir können das Bett an jeder Achse um 180° drehen, es wird sein Aussehen nicht verändern. Diesen hochsymmetrischen Zustand bezeichnet man als falsches Vakuum, denn obwohl es völlig symmetrisch erscheint, ist es nicht stabil. Das Laken will nicht in seinem straff gespannten Zustand bleiben, dazu ist die Spannung zu groß und die Energie zu hoch. Deshalb wird sich früher oder später ein Gummiband von einer Ecke lösen und das Laken wird sich aufwickeln. Die Symmetrie ist gebrochen, das Laken ist einen Zustand mit geringerer Energie und weniger Symmetrie übergegangen, dafür ist es nun stabil.
Wenn wir jetzt das Bettlaken durch die zehndimensionale Raum-Zeit ersetzen, ist es plötzlich gar nicht mehr so unklar, warum es zum großen Knall kam. Das Universum war vollkommen symmetrisch, alle Kräfte waren durch den gleichen Superstring vereint, doch wie das Laken befand sich das Universum in einem falschen Vakuum und seine Symmetrie konnte nicht von Dauer sein. Es war instabil und musste deshalb in einen niedrigeren Energiezustand tunneln. Nun hat ein Laken vier Möglichkeiten, sich aufzuwickeln, je nachdem welches Band zuerst abspringt. Bedenken wir aber, dass das zehndimensionale Universum wahrscheinlich Millionen Arten kennt, sich aufzuwickeln. Um das auszurechnen, welchen Zustand das zehndimensionale Universum bevorzugt, müssen wir die Superstringtheorie mit Hilfe der Theorie vom Phasenübergang lösen. Und das ist das schwierigste Problem der gesamten Quantentheorie. Also nichts für uns.

to top
to top

Wir haben gut zugehört und wissen jetzt, was wir brauchen, um nun unsererseits die Raum-Zeit zu tunneln und uns den Hyperraum nutzbar zu machen: Energie! Nichts leichter als das, denkt man, doch Obacht – sie wird nicht reichen. Unser größter Atomzertrümmerer steht derzeit in der Nähe von Genf. Er gehört dem weltweit größten Teilchenphysik-Forschungszentrum - CERN und liegt auf der Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz im Westen der Stadt Genf am Fuß des Jura. Der LHC, der Large Hadron Collider ist 27 km lang und verläuft zwischen 50 und 175 m unter der Erdoberfläche. Er wird von einem Konsortium aus 20 europäischen Ländern betrieben und kann die Energie eines Teilchens auf mehr als eine Billion Elektronenvolt erhöhen. CERN wurde am 29. September 1954 in Genf gegründet und feierte 2004 seinen 50. Geburtstag! Um in den Hyperraum vorzudringen, benötigen wir allerdings die schier unglaubliche Energie von 1019 Milliarden Elektronenvolt! Das ist das Billiardenfache der Energie, die vom SSC erzeugt worden wäre, hätte man ihn gebaut.
Der Supraleitende Supercollider wäre ein wahrhaft monströser Apparat geworden, wahrscheinlich der letzte seiner Art. Er hätte aus einer ringförmigen Röhre von 80 km Länge bestanden, die von riesigen Magneten umgeben gewesen wäre. Er sollte im Jahr 2000 vor den Toren von Dallas/Texas gebaut werden, doch er fiel massiven politischen Widerständen zum Opfer. Hinsichtlich dessen, dass auch seine Energie bei weitem nicht gereicht hätte, um durch den Hyperraum zu reisen, ist das nun auch egal. Der Teilchenbeschleuniger, der dies möglich machen könnte, müsste Milliarden Kilometerlang sein und nicht bloß läppische 80. Doch selbst wenn wir das gesamte Bruttosozialprodukt der Erde zur Verfügung hätten, könnten wir ein solches Gerät nicht bauen. Auf den ersten Blick scheint es also unmöglich, Energien solcher Größenordnungen nutzbar zu machen. (Kurze Trauer)

Doch so hoffnungslos ist die Sache auch wieder nicht, wenn wir uns klar machen, dass sich unser Wissen und unsere Technik exponentiell entwickeln. Ein Beispiel dafür, was exponentielle Entwicklung bedeuten kann, ist folgendes: Eine Bakterie, die sich alle 30 Minuten teilt und die ihr Wachstum ungehindert fortführen könnte, würde innerhalb weniger Wochen eine Kolonie gebildet haben, die soviel wiegt wie der gesamte Planet Erde. Toller Vergleich, was?! Wir sind also Bakterien, na mal sehen… Vor ca. 1 Mio Jahre, zu Beginn der Evolution war die grundlegende Energiemenge, die uns zu Verfügung stand ausschließlich die Kraft unserer Hände – etwa ein achtel Pferdestärken. Dieser Umstand hat sich erst vor ca. 100 000 Jahren verändert. Mit Erfindung der Handwerkzeuge konnten wir die Kraft unserer Gliedmaßen verdoppeln. Innerhalb der letzten 10 000 Jahre verdoppelte sich die Energieausbeute ebenfalls. Kurz vor dem Abtauen der Gletscher nach der Eiszeit, begann der Mensch mit dem Ackerbau und er Viehzucht. Durch das Domestizieren der Tiere stieg die zur Verfügung stehende Energie auf ca. eine Pferdestärke an. Nach dem Übergang zur Sklavenhaltung, war es einem Menschen möglich, über die Energie Hunderter oder Tausender Arbeitskräfte zu verfügen. Im 19.Jhd. stieg die Energieleistung dank der Dampfmaschine auf über Hunderttausend Pferdestärken an. Der Mensch brauchte 10 000 Jahre, um das Antlitz Europas durch die moderne Zivilisation zu verändern – Mittels dampf- und später Ölbetriebener Maschinen wurden die Vereinigten Staaten von Amerika innerhalb eines Jahrhunderts industrialisiert! Durch die Entdeckung der Kernkraft vor 50 Jahren hat sich die Energiemenge eines Menschen um den Faktor einer Million erhöht. Wir sehen klar und deutlich: vom Standpunkt der Energienutzung aus betrachtet, verfügen wir nur 0,01% unserer Existenz auf Erden über Energieniveaus, die die der Tiere übertreffen. Wenn wir die gleiche Methode für die Zukunft anwenden, wird vielleicht erahnbar, wann wir uns die Superkraft zunutze machen können.

to top
to top

Der Astronom Nikolai Kardaschew hat einmal künftige Zivilisationstypen kategorisiert, damit Futurologen bessere Anhaltspunkte für ihre Arbeit haben. Futurologen sind Zukunftswissenschaftler, aber eigentlich könnte man sie auch arme Schweine nennen, da sie vom Rest der Wissenschaftler nicht als solche anerkannt werden. Das resultiert sicherlich daher, dass sie sich einige Male schon in ihren Zukunftsprognosen zwangsläufig mächtig vergaloppiert haben. Man kann die Zukunft leider nicht ausschließlich aus fortschreibenden Ereignissen einfach weiterentwickeln, da oft nur ein einziges Ereignis ausreicht, um die Entwicklung in die bisherige Richtung komplett zu stoppen und in eine völlig unvorhersehbare voranzutreiben. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Absturz des Hindenburg-Zeppelins, der dafür sorgte, dass der Bau weiterer Luftschiffe dieser Art fast auf der Stelle zum Erliegen kam und statt dessen, die Forschung und Entwicklung in Richtung Flugzeug massiv forciert wurde. Leider hatte einer der Futurologen erst kurz vor dem Unglück geweissagt, dass auf Grund der unglaublichen Fortschritte in der Zeppelinentwicklung der letzten Zeit, unser Luftraum in 50 Jahren von diesen Schiffen nur so wimmeln würde... Tja, nur von der technischen Seite betrachtet, hätte dieser Mann vielleicht Recht gehabt, doch es reichte eine Explosion und die Prognose war nur noch etwas für den Papierkorb. Ich sage doch, arme Schweine! Aber ich schweife ab.
Also Herr Kardaschew legte eine ziemlich einfache Klassifizierung zugrunde – jede Zivilisation wurde nach der Energiequelle, die sie verwendet, eingeordnet. Stark zusammengefasst: Typ-I-Zivilisationen verwenden die Energien eines ganzen Planeten, Typ-II-Zivilisationen die Energie eines ganzen Sternensystems und Typ-III-Zivilisationen die Energie einer ganzen Galaxie. Nach diesem Schema vorgehend, muss man unsere als eine Typ-0-Zivilisation bezeichnen. Sie hat gerade angefangen, die terrestrischen und Teile der planetarischen Energiequellen anzuzapfen, verfügt aber noch nicht über die technischen Mittel, sie zu beherrschen. Eine Typ-0-Zivilisation wie unsere bezieht ihre Energie aus fossilen Brennstoffen, oder in großen Teilen der Dritten Welt sogar noch aus menschlicher Arbeitskraft. Wenn man das hört, möchte man meinen, der Marsch von einer Typ-0- zu einer Typ-III-Zivilisation müsse Jahrmillionen dauern, doch für die Entwicklung im Kleinen wie im Großen gilt gleichermaßen, dass sie sich exponentiell vollzieht und somit schneller voran schreitet, als wir uns ausmalen können.
Allerdings gibt es noch zwei „kleine“ Probleme, die unsere gesamte Zivilisation erst lösen muss, ehe es denkbar ist, ihr den Umgang mit derartigen Energien zuzutrauen, die für die Nutzung des Hyperraums notwendig sind. Das erste Problem ist die so genannte Uranbarriere. An der hängen wir gerade fest. Und das zweite ist die Gefahr der Zerstörung durch den ökologischen Zusammenbruch. Da sind wir dran…
Obwohl nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion weitreichende Abrüstungsmaßnahmen möglich geworden sind, gibt es auf der Erde noch immer 50 000 Kernwaffen, taktischer und strategischer Natur, die von ihren Trägerraketen punktgenau ins Ziel gebracht werden können. Die Menschheit ist in der Lage, sich selbst vollständig zu vernichten. Wir haben hier das Beispiel dafür vor Augen, was passieren kann, wenn die rasante Entwicklung der technischen Möglichkeiten, der langsamen Entwicklung der gesellschaftlichen Beziehungen davon läuft.
Die Verhüttung von Metall, die für die Herstellung von Waffen notwendig ist, setzt größere soziale Einheiten von ca. 1000 Menschen voraus, etwa größere Dörfer. Die Entwicklung des Verbrennungsmotors dagegen setzt eine komplexe industrielle und chemische Infrastruktur voraus, die nur ein in die Millionen zählendes Sozialgebilde, wie etwa ein Nationalstaat, schaffen kann. Und jetzt kommt’s: Die Entdeckung von Element 92 brachte diese Entwicklung auf verheerende Weise durcheinander. Die gesellschaftliche Einheit eines Dorfes könnte nicht ohne weiteres von sich aus plötzlich einen Verbrennungsmotor entwickeln und bauen, aber der Nationalstaat, der dies kann, ist mit einem Mal in der Lage auch Uran aufzubereiten. Es entsteht ein krasses Missverhältnis, wenn die gesellschaftliche Entwicklung einer Zivilisation noch im Gegensatz feindlicher Nationalstaaten stecken geblieben ist, wie das in unserer der Fall ist.

to top
to top

So müsste eine Typ-0-Zivilisation, wie die unsere, die Kenntnis hat über Bewegung von Licht und Elektronen durch Materie, von komplizierter molekularer Ordnung und eben von Element 92, dieser mit der Schaffung einer verantwortungsbewussten, sittlichen und politischen Ordnung begegnen, die diese Kräfte auch aufnehmen kann, sonst geht die Gesellschaft zugrunde. Dazu müsste sie ihre äußersten Reserven an Vernunft und Mitgefühl mobilisieren und davon sind wir, glaube ich, noch weit entfernt.

Doch nehmen wir einmal an, dass eine Zivilisation die Uran-Barriere überwunden hat, ohne sich in einem Atomkrieg selbst zu zerstören, so hat sie noch nicht das zweite Problem gelöst. Wir erinnern uns an die riesige Bakterienkolonie von eben. Sie wog soviel wie unser ganzer Planet. Tatsächlich erreichen diese Kolonien, die in Laboratorien gezüchtet werden, nicht einmal die Größe eines Pfennigs. Wenn man sie in eine Schale mit Nährstoffen setzt, vermehren sie sich zwar in der Tat exponentiell, sterben aber irgendwann, weil sie ihre Nahrungsvorräte verbraucht und zu viele Abfallstoffe produziert haben. Sie ersticken meist an ihren eigenen Abfallprodukten. Kommt uns doch irgendwie bekannt vor, oder? Bevor eine Typ-0-Zivilisation das Typ-I-Stadium erreicht, kann ihre Bevölkerung auf mehrere Milliarden ansteigen, was die Rohstoffressourcen stark belastet und die Probleme der Umweltverschmutzung extrem verschärft. Die Macht, den drohenden ungehemmten ökologischen Wahnsinn zu stoppen, hätte nur eine globale Politik, die sich, wenn überhaupt, nur schwer durchsetzen lässt, vor allem, solange die vorherrschende soziale Einheit der Nationalstaat ist. Langfristig gesehen wird eine Zivilisation wie die unsere dazu gezwungen sein, auf Energiequellen umzusteigen, die kein Kohlendioxid abgeben und im wesentlichen unerschöpflich sind. Bis wir aber über eine ausgereifte Fusionstechnik, die z.B. Wasserstoffatome im Meerwasser miteinander verschmilzt, und Solartechnik verfügen, werden wohl noch einige Jahrzehnte vergehen. Doch bis wir im Laufe der nächsten Jahrhunderte zur Typ-I-Zivilisation übergehen, werden sie genügend Energien liefern können. Aber ehrlich gesagt, solange die Umweltverschmutzung von einzelnen Nationalstaaten verursacht wird, die Maßnahmen zur Abhilfe aber Globaler Art sein müssen, wird sich an dem fatalen, Katastrophen heraufbeschwörenden Missverhältnis wohl nichts ändern.

to top
to top

Da seht ihr nun, wie nah wir dem Hyperraum sind und wie weit von ihm entfernt. Doch auch, wenn wir uns hier auf fast ausschließlich wissenschaftlichem Terrain bewegt haben, sollten wir vielleicht trotzdem nicht aufhören zu glauben. Die Hyperraumtheorie muss sich oft genug den Vorwurf machen lassen, es werde in ihrem Fall auf der Basis der Mathematik eine neue Theologie erschaffen. Antagonisten meinen, wir hätten die Mythologien der herkömmlichen Religionen verworfen, um uns einer noch merkwürdigeren Religion, die sich auf gekrümmte Raumzeit, Teilchensymmetrien und kosmische Expansion beruft, in die Arme zu werfen. Während Priester lateinische Gesänge anstimmen, die kaum jemand versteht, würden Physiker ihre Superstringtheorie herbeten, die noch weniger verstehen. Der Glaube an einen allmächtigen Gott wird also durch den Glauben an die Quantentheorie ersetzt? Wohl kaum. Auch Wissenschaftler bekennen sich zu Gott, nur ist er für sie meist ein anderer als für den Laien. Für Nichtwissenschaftler bedeutet Gott fast immer einen Gott der Wunder, der in unsere Angelegenheiten eingreift, Mirakel vollbringt, sündige Städte zerstört und die Soldaten des Pharaos ertrinken lässt. Für Wissenschaftler handelt es sich dagegen mehr um einen Gott der Ordnung, wenn sie von ihm sprechen und viele bleiben trotz ihrer Arbeit der Überzeugung treu, dass es eine geheimnisvolle, göttliche Ordnung im Universum gebe. Einstein sagte einmal, seine Berufung sei es, Gottes Gedanken herauszufinden, um zu erkennen, ob er bei der Schöpfung des Universums irgendeine Wahl gehabt hatte. Und wenn er mal auf ein vermeintlich unlösbares mathematisches Problem stieß, pflegte er sich mit den Worten zu trösten: „Der Herrgott ist raffiniert, aber nicht boshaft!“

Dies ist nun das Ende. Was ich Euch jetzt erzählt habe, spiegelt keines Falls den gesamten Inhalt des Buches wieder, wie Ihr Euch denken könnt. Es war beileibe nicht einfach, in ein paar Seiten auf den Kern der Sache vorzustoßen und dabei aber alle Grundgedanken zu erwähnen, die zum Verstehen nötig sind. Ich hoffe wirklich, es ist mir einigermaßen gelungen. Ich habe mehrfach Einstein zitiert - er war ja auch wirklich klug, der Mann. Doch er war nicht der Grund dafür, dass ich für dieses neue wunderbare Außenseiterthema so Feuer und Flamme geworden bin. Das war allein die Schuld von Michio Kaku, des Autors vom – wie meine Freundin Martina so schön sagte - „Wurmloch für Idioten“. Er hat nur allein durch die anschaulichsten Beschreibungen, die ich zu einem solchen Thema je gehört oder gelesen habe, dafür gesorgt, dass ich, meines Zeichens bisheriger „Physik-Assi“, mich vor Begeisterung kaum mehr einkriege. Deshalb möchte ich in seinem Sinne kurz und knapp mit den Worten schließen:

Erheben wir uns über die Wasserrosen
und lassen wir den Geparden frei!
to top
to top
 
Wer sind wir?
Der Schwanz des Geparden
Im Feld der Theorien
Einstein's Geist
Die Uranbarriere
Quellenangaben
 
 

 
Impressum - Disclaimer - Contact
 
 © 2005-2010 Silke Hendess - Last update: 13-Mai-2010